Es nieselt ein wenig an diesem Abend, ihre Frisur ist hin. Das ist aber immer noch besser, als die Mütze zu tragen, die sie dabei hat. Ihre langen Haare sollen gesehen werden. Von Männern. Die Nachfrage nach der Ware Sex schwankt. Wie die nach Autos. Läuft die Konjunktur gut, geben Männer viel Geld dafür aus. Nach Schätzungen der Gewerkschaft Verdidie auch Sexarbeiter vertritt, rund 14,5 Milliarden Euro im Jahr. Doppelt so viel, wie alle Elektriker Deutschlands umsetzen. Läuft die Konjunktur schlecht, tobt unter Huren, wie sich viele Prostituierte selbst bezeichnen, der Preiskampf. Elektriker können von Konjunkturhilfen profitieren, Autobauer von der Abwrackprämie. Auf Sandra stolpert ein Mann zu, in der Hand einen Zehn-Euro-Schein und ein paar Münzen. Sandra klingt beleidigt. Sie sehe doch gut Sex In Der Wirtschaftskrise. Zehn Euro. Hier in der Gegend, in Berlin-Mitte, bekommt man zwei, drei Bier dafür. Oder ein Eisbein. Angefangen hat Sandra vor einem Jahr, wegen des scheinbar schnellen Geldes. Die Friseurin mochte ihren früheren Beruf nicht. Sex hingegen, sagt sie, hatte sie immer gern, dazu einen Hang zum Exhibitionismus. Zunächst arbeitete Sandra in einem Bordell in Mitte. Dort aber habe es bald Streit gegeben. Kolleginnen, "zickige Mädchen", hätten sie bei der Chefin, "man würde Puffmutter sagen", angeschwärzt. Sie bediene die Kunden nicht ordentlich. Ihr Bordellzimmer wurde vergeben. An eine Ungarin. Und das nach stundenlangem Warten. Seit Jahresanfang bleiben die sonst so verlässlichen, einheimischen Stammfreier weg. Mehr als "20 Prozent weniger Kunden", sagt Sandra. Aus dem Traum vom schnellen Geld wurde das Warten auf "ein paar Euro". Stimmen dessen Untersuchungen, dann hat der Umsatzeinbruch Sandra — und mit ihr die gesamte Prostitutionsindustrie — ein halbes Jahr später als andere Branchen erreicht. Und er hat sich festgesetzt. Reichel geht von zehn Prozent weniger Umsatz als in Vorkrisenzeiten aus, einige Bordellbetreiber sprechen von 30 Prozent. Nur "hochpreisigere Damen", die zum Beispiel für sogenannte Escortservices arbeiten, verdienen weiterhin gut. Hier können Sie interessante Artikel speichern, um sie später zu lesen und wiederzufinden. Sie haben bereits ein Konto? Hier anmelden.
Auf ihrem Blog dabagirls. Auf Sandra stolpert ein Mann zu, in der Hand einen Zehn-Euro-Schein und ein paar Münzen. Denn, so die Theorie, ein fettes Bankkonto macht die alltäglichen Frustrationen einer Ehe erträglicher. Hat dieser doch derzeit keine Zeit mehr, da er entweder mit Zähnen und Klauen um seinen Job kämpft oder selbst in Geldschwierigkeiten geraten ist nun auch die ach so lieb gewonnene Kreditkarte seiner Freundin einkassiert oder aber sich gar selbst an Letztere klammert, um sein Ego zu streicheln. Von Rita Neubauer.
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Es werde immer deutlicher, daß es einen Wirkungszusammenhang gebe, der Frauen in die Prostitution treibe. Dieser sei vor allem ökonomischer Natur und begründe. Nicht nur die Wirtschaftskrise war ein Lustkiller. 11 Titel. Laufzeit: 39 Minuten. Hör dir „Liebe, Sex und Wirtschaftskrise“ von Michael Scheruga auf Apple Music an. Der Sex-Skandal um den ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, dämpfte. Das heiße Blut der Südländer ist abgekühlt: Die Wirtschaftskrise hat in Italien und Spanien auch die Potenz im Bett massiv reduziert.San Francisco. Die Sexindustrie auf den Philippinen Erfahrungen von Jean Enriquez Frau Enriquez begann mit einer Schilderung der ökonomischen Probleme in Asien, wie sie sich aus der Sicht der Frauen in den letzten Monaten darstellt. Andererseits gehört Jammern zum Geschäft. Aus dem Traum vom schnellen Geld wurde das Warten auf "ein paar Euro". Sexspielzeug-Hersteller Liberator vermarktet sich im Magazin des Seniorenverbandes AARP als Firma, der "Beziehungen am Herzen" liegen. Mehr als "20 Prozent weniger Kunden", sagt Sandra. Anders gesagt, eine wirtschaftliche Rezession ist gut für Scheidungsanwälte. Sex hingegen, sagt sie, hatte sie immer gern, dazu einen Hang zum Exhibitionismus. Die Krise erstrecke sich weit über die Auswirkungen von spekulativen Geschäften hinaus. Denn, so die Theorie, ein fettes Bankkonto macht die alltäglichen Frustrationen einer Ehe erträglicher. Hinweis Das Foto der Druckausgabe Seite 23 kann leider in der Online-Version nicht wiedergegeben werden. Es nieselt ein wenig an diesem Abend, ihre Frisur ist hin. Jetzt sei auf den Philippinen eine Debatte entstanden, in der es um die Frage gehe, ob die derzeitige Politik fortgesetzt werden solle. Selbst die Porno-industrie, die jährlich Milliarden umsetzt, betreibt Krisen-Prophylaxe. Reichel geht von zehn Prozent weniger Umsatz als in Vorkrisenzeiten aus, einige Bordellbetreiber sprechen von 30 Prozent. Oder ein Eisbein. Mag er sich auch nicht zum Retter ehelicher Gemeinschaften aufschwingen, er setzt auf den Krisen-Sex als erschwingliches Vergnügen. Im Verlaufe der Diskussion habe sich dieses Problem als eine ideologischen Frage erwiesen. Und das nach stundenlangem Warten. Die Umsätze lagen um 25 Prozent höher im Herbst im Vergleich zum Vorjahr. Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen konstant. Dort aber habe es bald Streit gegeben. Nach Schätzungen der Gewerkschaft Verdi , die auch Sexarbeiter vertritt, rund 14,5 Milliarden Euro im Jahr. Ihr Bordellzimmer wurde vergeben. Sex-Industrie verfestigt ungleiche Geschlechterbeziehungen. Auf eine ganz andere Art der Stimulierung setzt die Sex-Industrie in den USA. Die Sexindustrie auf den Philippinen Erfahrungen von Jean Enriquez [Seite der Druckausg. Selbst traditionelle Discounter wie Wal-Mart oder Target sind sich nicht zu schade, das "Cocooning", den Rückzug ins Private also, mit Vibratoren, Massage-Ölen und die Sexualität steigernden Mittelchen so angenehm wie möglich zu gestalten. Ihre langen Haare sollen gesehen werden.