Zwischen Kaffeehaus und Kirche — auf den Spuren von Wiens berühmtester Hure, Josefine Mutzenbacher. Ein Ausflug in die Sittengeschichte Wiens. In der Innenstadt, wo teure Edelboutiquen, gotische Kirchen und prächtig restaurierte Barockfassaden die Aufmerksamkeit des Besuchers fesseln, können nur Eingeweihte das Echo der Schritte gründerzeitlicher Freudenmädchen vernehmen oder im Buckelpflaster die Spuren der Fiaker sehen, die mit der Kundschaft, die sich kein Hotel leisten konnte, endlose Runden um die Kirche am Hof drehten. Das ist lange her, dass Fiakerfahren billiger kam als ein Stundenhotel. Wichtig war nur, dass Kaiser Franz Joseph Huren möglichst vorsichtig fuhr. Ein durchaus alltäglicher Auftragals Josefine Mutzenbacher im Wiener Vorort Hernals, dem heutigen Bezirk, geboren wurde. Und sie wusste, wovon sie sprach. Kinder wurden in zartestem Alter an die Paarungsgeräusche ihrer Erzeuger gewöhnt, die Mädchen machten ihre ersten sexuellen Erfahrungen gewöhnlich mit dem Vater oder einem älteren Bruder. Dass sie von Untermietern, Bettgehern und Nachbarn belästigt wurden, wie im Kaiser Franz Joseph Huren ausführlich beschrieben, war Alltag. Auf die schiefe Bahn zu kommen war also weniger die Ausnahme als die Regel. Der Aufstieg von der Vorstadt in die Stadt war dann eine Frage des Kapitals. Denn Bordelle sind in Wien seit Jahren verboten. So bildeten sich Arbeitsgemeinschaften: Fünf oder sechs Mädchen legten zusammen, um eine Kollegin wie eine Dame von Stand auszustatten. Gewöhnlich die hübscheste. Sie zog dann die Kundschaft an Land, die anderen warteten in der gemeinsamen Absteige. Es waren oft Teenager von zarten 13 Jahren oder gar jüngere. Beliebteste Treffpunkte zum Anbandeln waren die Kirchen und deren Umgebung. Denn die sittenstrenge Maria Theresia — hatte einst verfügt, dass Damen, die allein unterwegs waren, von der Keuschheitskommission bis zu 48 Stunden angehalten und überprüft werden konnten. Ausnahme war der Kirchgang: Freudenmädchen waren also nicht zuletzt daran zu erkennen, dass sie stets ein Gebetbuch in der Hand trugen. Der Spaziergang durch das Wien der Josefine Mutzenbacher beginnt denn auch vor der Michaelerkirche. In der Michaelerkirche, die dem Burgtor gegenüber liegt, wurde während der Messe durch Blickkontakt angebandelt. Nach dem Segen traf man sich vor dem Tor. Noch im Mittelalter wurde die Prostitution in Wien als durchaus honoriges Gewerbe betrachtet. Sie wurden gerne Kaiser Franz Joseph Huren Hochzeiten eingeladen, nicht zuletzt weil sie der Braut wertvolle Tipps in die Hochzeitsnacht mitgeben konnten, und bei Turnieren wurde eine Liebesnacht als Siegespreis ausgesetzt. Bänder in verschiedenen Farben verrieten die angebotenen Spezialitäten. Sie waren dann durchaus begehrte Ehefrauen, denn sie brachten nicht nur Erfahrung, sondern häufig auch viel Erspartes in die Verbindung mit. Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal waren im Griensteidl Stammgäste, aber auch Peter Altenberg, dessen pädophile Vorliebe für Nacktfotos von zehnjährigen Mädchen stadtbekannt war. Besonders beliebt waren zu Zeiten Mutzenbachers die kindlich und grazil wirkenden Ballettmädchen. Das ist der Grund, warum in der Vorstadt eine Unzahl von Kleinbühnen mit Ballett aus dem Boden schoss. Auch die Mutzenbacher gab sich einmal als Tänzerin aus. Dort zog sich ein Abendessen über einen Nachmittag und eine halbe Nacht hin, es gab Gerichte, denen ähnliche Wirkungen zugeschrieben wurden wie heute der Viagra-Pille. Nicht alle Habsburger zeigten sich so prüde wie Franz Joseph. Jahrhundertelang war es üblich, dass die Söhne der Kaiserfamilie ab dem Geburtstag eine hygienische Mätresse beigestellt bekamen. Die Kinder aus diesen Verbindungen wurden dann am Hof aufgezogen. Sie kamen zwar für die Thronfolge nicht in Frage, wurden aber nicht versteckt und konnten durchaus Karriere machen. So etwa Don Juan de Austria, der illegitime Sohn Kaiser Karls V. Für Voyeure ist er nichts, der Spaziergang auf den Spuren der Mutzenbacher. Er gibt keine pikanten Einblicke und macht auch nicht unbedingt Lust auf einen Besuch in einem der rot beleuchteten Klubs, wo die Nachfahrinnen der Mutzenbacher auf ein Glas Schampus eingeladen werden wollen. Diesen Artikel teilen. Hautnavigation anspringen Hauptinhalt anspringen Footer anspringen taz zahl ich. Alle Artikel. Von RALF LEONHARD.
Maria Theresia: Wie stolz und herrlich diese Frau!
Süddeutsche Zeitung Der Wirt hatte den kaiserlichen Besucher, der im. Vor der Kamera inszenierte sie sich als Mörderin, Rächerin, Trinkerin: Die. soll aus einem dortigen Bordell Kaiser Josef II. unsanft hinausbefördert worden sein. Erstes Glamourgirl der Geschichte»Sie wurde zur Hure gemacht«. Maria Theresia und das Sechste Gebot | Die Welt der HabsburgerWeitere Beiträge. Nein, es gibt keine neuen Quellen, die wir genutzt hätten. Nicht nur die Habsburger genossen das erotische Angebot Wiens. Stattdessen befriedigte er seine Gelüste mit Prostituierten am Spittelberg. Die Wiener Bälle — Ballsaison Die Wiener Bälle sind traditionsreiche Gesellschaftsveranstaltungen, die besonders in der Winter- und Faschingszeit stattfinden. Von RALF LEONHARD.
Anstieg der Syphilisfälle
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